Kein anderer Fisch hat jemals eine so große wirtschaftliche und politische Bedeutung gehabt wie der Hering. Jahrhundertelang herrschte er über ganz Europa und hat im Mittelalter die Menschen immer wieder vor drohenden Hungersnöten bewahrt. Die Dänen waren die ersten, die den Hering in großen Mengen gefangen haben und durch ihn auch zu großem Reichtum gelangten. Das erweckte den Neid der Nachbarvölker. Die Städte Hamburg, Lübeck und Bremen verbündeten sich und bemächtigten sich des Transportmonopols für den Hering. Das war der Ausgangspunkt für die Bildung der Hanse, jenes später wirtschaftlich und politisch so mächtigen Städtebundes.
Wenn der Hering als billiges Volksnahrungsmittel auch heute für Europa nicht mehr die Bedeutung hat wie im Mittelalter, so ist er doch einer der wichtigsten Nutzfische geblieben. Der Hering ist für die deutsche Fischindustrie die wichtigste Rohware. Er wird geräuchert als Bückling oder Lachshering, gesalzen als Salzhering oder Matjes, auf vielfältige Art mariniert (gebraten, gekocht, gesäuert) oder zu Vollkonserven in den verschiedensten Zubereitungen verarbeitet. Eine Delikatesse ist aber auch der frische „grüne“ Hering, der vor allem gebraten von Kennern hoch geschätzt wird. Es gibt kaum einen anderen Fisch, der sich auf so mannigfache Art zubereiten läßt wie der Hering.